Bares in die Maschine

Wer in den vergangenen Tagen in der Bäckerei Böhli am Bahnhof Bargeld gezückt hat, dürfte es bemerkt haben: Beim Bezahlen kommt einem nicht mehr eine Hand entgegen, sondern ein freundlicher Hinweis auf den schwarzen Kasten in der Mitte der Verkaufstheke. Dieser «schluckt» sowohl Noten als auch Münzen und gibt Rückgeld. Die TP hat bei Geschäftsführer Markus Sutter nachgefragt, wie es zum Geldautomaten kam und welche Vor- und Nachteile das neue System bietet.

Herr Sutter, im Ausland sieht man diese Geldautomaten häufig, im Appenzellerland sind sie aber doch eher ein Novum.

Das stimmt, fast etwas futuristisch. Die Schnittstelle für die Kasse musste auch erstmal neu programmiert werden. Wir konnten den Automaten gar nicht mit unserem Kassensystem verbinden.

Weshalb haben Sie sich für den technischen Helfer entschieden?

Ist doch cool, oder? Nein, jetzt im Ernst: Das Thema Bargeld hat uns schon länger beschäftigt und wurde zunehmend zu einem unlösbaren Problem. Eine Bank nach der anderen hat uns mitgeteilt, dass sie kein loses «Münz» mehr entgegennehmen bei Einzahlungen.

Also steht ihr am Ende des Verkaufstages mit vollen Kassen da und wisst nicht, wohin mit all den Münzen?

Genau! Wir könnten sie zwar noch in Rollen zur Bank bringen, das ist aber auch nicht sinnvoll für uns. Einerseits wäre das viel Mehraufwand und auch nicht wirklich praktisch. Wir haben dann angefangen, das «Münz» nur noch alle zwei Wochen einzuzahlen. Und trennten es von den Noten, die wir täglich bringen können. Weil nur noch die Bank in Appenzell Münzen annimmt, musste wir zudem immer alles dorthin transportieren. Alles in allem wurde es einfach zunehmend komplizierter und das Bargeld eher zu einer Last.

Und der Automat löst dieses Problem?

Grösstenteils, ja. Wir haben uns entschieden, mit den Münzen gar nicht mehr zur Bank zu gehen. Oder anders gesagt: Wir sind unsere eigene «Münz-Bank» und haben einfach immer einen Stock bereit. Bei den Automaten können wir abends die Noten entnehmen und die Münzen bleiben einfach drin. Wenn mal etwas ausgeht, können wir «nachfüllen». Der Inhalt ist überwacht und fehlende Münzen können mit anderen Kombinationen überbrückt werden. Zudem kommt ja immer wieder Nachschub rein. Es dauert also ziemlich lange, bis wir eingreifen müssen.

Klingt, als hätte der Automat eine Menge Vorteile.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Hygiene. Unsere Mitarbeiterinnen müssen kein Geld mehr in die Hand nehmen und anschliessend wieder Brot einpacken. Und es ist sicherer: Keiner wird mehr den Laden stürmen und Personal dazu nötigen, die Kasse zu öffnen. Der Automat ist fest verschlossen.

Über die Vor- und Nachteile von verschiedenen Bezahlarten wird immer wieder diskutiert. Welche ist für euch am «ringsten»?

Wir haben keine Präferenzen, sondern nehmen das, was der Kunde will. Die freie Wahl bei der Bezahlart für jeden Betrag erachten wir als selbstverständlich. Es soll nicht der Eindruck entstehen, dieses oder jenes sei unerwünscht. Man kann auch einen Gipfel mit der Karte bezahlen. Gebühren und Kosten gibt es überall. Aus diesem Grund wollen wir auch am Bargeld festhalten. Wir haben eine sehr vielfältige Kundschaft. Und wollen allen Bedürfnissen gerecht werden.

Gab es schon Rückmeldungen?

Einige haben schon darauf hingewiesen, dass damit das Persönliche verloren gehe. Aber ich sehe das anders. Entscheidend ist die freundliche Begrüssung, das Verkaufsgespräch, die Atmosphäre. Die Kartenzahlung ist ja auch bereits ein Stück weit anonym. Alles in allem waren die Reaktionen bis jetzt sehr verständnisvoll. Unsere Mitarbeitenden geben auch gerne Auskunft.

Wird es diese Automaten in Zukunft in jedem Böhli geben?

Ja, nach und nach werden sie eingebaut. In Teufen und Speicher sind sie bereits in Betrieb, an den anderen Standorten folgen sie bald.

Quelle: https://tposcht.ch/news/muenzen-in-die-maschine/
Nerina Keller

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